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    nete, und fühlte eine traurige Erinnerung in sich aufsteigen,
    Erinnerungen an sich selbst, der nie formellen Unterricht erlebt
    hatte, der aber nach Bildung gestrebt hatte, der darauf
    bestanden hatte, die Dinge zu bekommen, in die seine
    legitimen Brüder hineingeboren wurden  und der auf diese
    Weise soviel Wissen in sich vereinte, wie seine Bergheimat
    ihm bieten konnte.
    Von allen Kindern aus Mirrind war Sin ein Junge, dessen
    Ehrgeiz über die Wünsche der anderen hinausging und der 
    wenn sie schließlich weitergeritten waren  am meisten leiden
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    würde; hatte er doch gelernt, nach Dingen zu streben, die
    Mirrind ihm nicht geben konnte. Der Junge hatte keine Eltern;
    sie waren vor langer Zeit bei einem Unglück ums Leben
    gekommen. Vanye hatte sich nicht danach erkundigt. Die
    anderen werden sich ganz normal entwickeln, dachte er, aber
    was ist mit diesem Jungen? Er dachte an sein Schwert in Sins
    kleiner Hand, erschauderte und bekreuzigte sich.
    »Was ist das, khemeis?« fragte Sin.
    »Ich wünsche dir alles Gute.« Vanye löschte die Runen mit
    der Handfläche aus und erhob sich. Seine Glieder fühlten sich
    schwer an.
    Sin warf ihm einen seltsamen Blick zu, und er machte kehrt,
    um das Versammlungshaus zu betreten. Weiter unten an
    Mirrinds einziger Straße gellte ein Schrei auf  nicht das
    Kreischen spielender Kinder, das immer wieder zu hören war,
    sondern der Aufschrei einer Frau; und in plötzlicher
    krampfartiger Anspannung fuhr er herum. Schon ertönten
    Männerstimmen, die zornig und bekümmert klangen.
    Er zögerte. Sein Pulsschlag, der zuerst gestockt hatte,
    beschleunigte sich zur gewohnten Panik; er zögerte
    unentschlossen zwischen jener Richtung und Morgaines und
    war einen Augenblick lang wie gelähmt, dann siegten
    Gewohnheit und Pflichtgefühl, und er hastete die Stufen empor
    und in den schattigen Saal, in dem Morgaine sich mit zwei
    Dorfältesten unterhielt.
    Er brauchte nichts zu erklären: Wechselbalg lag in ihrer
    Hand, und sie kam auf ihn zu, beinahe im Laufschritt.
    Sin stand erwartungsvoll an der Treppe und folgte der
    Gruppe, die über den Marktplatz auf die größer werdende
    Ansammlung von Dorfbewohnern zueilte. Weinen war zu
    hören  und als Morgaine am Ziel ankam, machte man ihr Platz
     nur zwei blieben stehen, die Dorfältesten Melzein und
    Melzeis, die sich Mühe gaben, die Tränen zurückzuhalten; und
    eine junge Frau und ein Paar in mittleren Jahren, die am Boden
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    knieten und einen Toten in den Armen hielten. Hin und her
    wiegten sie sich, wimmernd und kopfschüttelnd.
    »Eth«, murmelte Morgaine und blickte auf den jungen Mann
    hinab, der zu den klügsten und besten im Dorf gehört hatte:
    kaum zwanzig Jahre alt, Eth aus dem Melzen-Klan, doch ein
    erfahrener Jäger und Bogenschütze, ein glücklicher Mann,
    Viehhirte von Beruf, der viel gelacht und seine junge Frau
    geliebt hatte und der keine Feinde kannte. Man hatte ihm die
    Kehle durchgeschnitten, und an seinem halbnackten Körper
    klafften weitere Wunden, die für sich gesehen nicht tödlich
    waren, die ihm aber große Schmerzen bereitet haben mußten,
    ehe er durch den Kehlschnitt erlöst wurde.
    Sie haben ihm diesen Tod gegeben, dachte Vanye angstvoll.
    Er muß ihnen gesagt haben, was sie wissen wollten. Er
    erschrak bei der Erkenntnis, was für ein Mensch er geworden
    war, daß er im ersten Augenblick an solche Dinge dachte. Er
    hatte Eth gekannt. Er spürte, daß er zitterte und sich am
    liebsten übergeben hätte, als hätte er so etwas noch nie
    geschaut.
    Einige Kinder übergaben sich tatsächlich und klammerten
    sich weinend an ihre Eltern. Er stellte fest, daß Sin sich an ihn
    drückte, und legte dem Jungen die Hand auf die Schulter,
    führte ihn zu seinen Klanältesten und übergab ihn ihrer
    Fürsorge. Bytheis nahm Sin in die Arme, und Sins Gesicht
    blieb reglos und verlor den Ausdruck der Bestürzung nicht.
    »Sollten die Kinder das sehen?« fragte Morgaine und riß die
    Umstehenden aus ihrer Betäubung. »Ihr seid in Gefahr. Schickt
    bewaffnete Männer auf die Straße und im Kreis um das Dorf.
    Sie sollen Ausschau halten. Wo ist er gefunden worden? Wer
    hat ihn ins Dorf gebracht?«
    Einer der Jünglinge trat vor  Tal, dessen Kleidung und
    Hände blutüberströmt waren. »Ich, Lady. Drüben an der Furt.«
    Tränen liefen ihm über das Gesicht. »Wer hat das getan? Lady
     warum?«
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    Der Rat trat im Versammlungshaus zusammen, während die
    Angehörigen der Melzen die Leiche ihres Sohnes für das
    Begräbnis vorbereiteten. Eine unerträglich düstere Stimmung
    lag in der Luft. Bythein und Bytheis weinten leise; der Sersen-
    Klan jedoch war aufgebracht in seinem Kummer, und die
    Anführer nahmen den Mut zusammen, sich zu äußern. Das
    Schweigen dehnte sich, und schließlich erhob sich der alte
    Mann und ging vor der Feuerstelle hin und her.
    »Wir verstehen das nicht!« rief er schließlich, und seine
    faltigen Hände zitterten. »Lady, willst du mir nicht antworten?
    Du bist nicht unsere Lady, doch wir haben dich willkommen
    geheißen, als wärst du es, dich und deinen khemeis. Es gibt im
    Dorf nichts, das wir dir vorenthalten würden. Jetzt aber forderst
    du ein Leben aus unserer Mitte und willst uns keine Erklärung
    geben?«
    »Serseis«, wandte Bytheis ein, und legte Serseis eine Hand
    auf den Arm. Seine alte Stimme zitterte.
    »Nein, ich höre«, sagte Morgaine.
    »Lady«, fuhr Serseis fort. »Eth ist deinem Gebot gefolgt, als
    er das Dorf verließ: das sagen alle jungen Leute. Und du hast
    ihm befohlen, seinen Ältesten nichts zu sagen, und er hat dir
    gehorcht. Wohin hast du ihn geschickt? Er war kein khemeis; er
    war das einzige Kind seiner Eltern und ist dieser Berufung
    nicht gefolgt. Aber hast du nicht gespürt, daß der Wunsch
    danach in ihm schlummerte? Sein Stolz verführte ihn dazu, für
    dich Risiken auf sich zu nehmen. Welchem Schicksal hast du
    ihn ausgeliefert? Dürfen wir das nicht erfahren? Und wer hat so
    etwas Schreckliches getan?«
    »Fremde«, antwortete sie. Vanye konnte nicht alle Worte
    verstehen, aber er verstand das meiste und vermochte sich den
    Rest zurechtzulegen. Angesichts der Emotionen, die sich jetzt
    im Saal zusammenballten, blieb er dicht bei Morgaine. Soll ich
    die Pferde holen? hatte er sie in seiner Muttersprache vor
    Beginn der Zusammenkunft gefragt. Nein, hatte sie erwidert,
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    doch dermaßen zerstreut, daß er erkannte, sie war hin und her
    gerissen  zwischen ihrem Drang, die Reise fortzusetzen, und
    ihren Schuldgefühlen wegen der Gefahr, die Mirrind drohte.
    Sie zögerte und wußte es doch besser; und er wußte es besser,
    und der Schweiß perlte an seinen Flanken herab und kitzelte
    ihn unter der Rüstung. »Wir hatten gehofft, daß sie nicht
    hierher kommen.«
    »Von wo?« fragte Sersein. Die alte Frau legte die Hand auf
    die zusammengerollte Landkarte, die auf dem Tisch lag,
    Morgaines Werk. »Deine Fragen suchen das ganze Land ab, als
    wärst du auf der Suche nach etwas. Du bist nicht unsere Herrin.
    Dein khemeis stammt nicht aus unserem Dorf und ist nicht
    einmal ein Angehöriger unserer Rasse. Gewiß kommst du aus [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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