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    Kabel heraus und ließ den Kopfhörer vor ihre Füße fallen.
    Dann hielt sie den Walkman hinter ihrem Rücken und
    begann, ihn zwischen ihren Fingern zu drehen, während sie
    den richtigen Griff suchte. »Ich hab' Eiswasser in den Adern,
    und ich hoffe, daß du beim ersten Biß erfrierst. Los, du
    Trampel! Stell dich auf, fuck you!«
    Das Bären-Ding ließ seinen Ast fallen und sank dann nach
    vorn, zurück auf alle viere. Es scharrte den festgewalzten
    Straßenbelag auf wie ein angriffslustiger Stier, riß mit
    seinen Krallen große Erdklumpen heraus und trottete im
    nächsten Augenblick auf sie zu, wobei es mit überraschen-
    der, trügerischer Geschwindigkeit watschelte. Während es
    herankam, legte es seine Ohren flach an den Kopf. Es zog
    die Lefzen hoch, und aus seiner Schnauze drang ein Sum-
    men, das Trisha sofort erkannte: nicht Bienen, sondern
    Wespen. Es hatte äußerlich die Gestalt eines Bären ange-
    nommen, aber innerlich war es unverfälscht; in seinem
    Inneren war es voller Wespen. Natürlich war es das. War
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    nicht der Schwarzgewandete am Bach sein Prophet gewe-
    sen?
    Lauf, sagte es, während es auf sie zukam, wobei sein großes
    Hinterteil von einer Seite zur anderen schwankte. Es beweg-
    te sich auf unheimliche Weise elegant und hinterließ auf
    der festgewalzten Straßenoberfläche Krallenabdrücke und
    einige verstreute Exkremente. Lauf, das ist deine letzte
    Chance.
    Aber es war die Stille, die ihre letzte Chance war.
    Die Stille und vielleicht ein guter, harter Curveball.
    Trisha legte ihre Hände zusammen. Sie stellte sich in
    Positur. Der Walkman fühlte sich nicht mehr wie ein
    Walkman an; er fühlte sich wie ein Baseball an. Hier gab
    es keine Fenway Faithful, die sich in der Boston Church of
    Baseball von ihren Sitzen erhoben; kein rhythmisches Klat-
    schen; keine Schiedsrichter und keinen Schlägerjungen. Es
    gab nur sie und die grüne Stille und die heiße Morgensonne
    und ein Ding, das wie ein Bär aussah und in seinem Inneren
    voller Wespen war. Nichts als Stille, und sie verstand jetzt,
    wie jemand wie Tom Gordon sich fühlen mußte, wenn er in
    Wurfposition im ruhigen Auge des Wirbelsturms stand, wo
    der Druck auf Null abfällt, alle Geräusche ausgesperrt sind
    und die Situation folgendermaßen ist: Schnallt euch fest,
    Leute.
    Sie stand wurfbereit und ließ die Stille ihren ganzen Körper
    umhüllen. Ja, sie ging von den Schultern aus. Sollte es sie
    doch fressen; sollte es sie doch besiegen. Es konnte beides
    tun. Aber sie würde sich nicht selbst besiegen.
    Und ich werde nicht weglaufen.
    Es machte vor ihr halt und reckte seinen Kopf hoch, so daß
    sein Gesicht sich dem ihren wie zu einem Kuß näherte. Es
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    hatte keine Augen, nur zwei wimmelnde Kreise, Wurmloch-
    Welten voller sich vermehrender Insekten. Sie summten
    und wanden und drängelten sich, um in den Tunnels in
    Position zu gelangen, die zu dem unvorstellbaren Gehirn
    des Gottes führten. Seine Schnauze öffnete sich, und Trisha
    sah, daß sein Rachen dicht mit Wespen besetzt war, mit
    plumpen, schwerfälligen Giftfabriken, die über die Splitter
    des zerkauten Asts und den rosafarbenen Klumpen
    Hirscheingeweide krochen, das ihm als Zunge diente. Sein
    Atem war der Modergestank der Sümpfe.
    Sie sah diese Dinge, nahm sie kurz wahr und blickte dann
    an ihnen vorbei. Veritek gab ihr rasch das Zeichen. Bald
    würde sie werfen, aber vorerst stand sie still. Sie stand still.
    Der Batter sollte warten, sollte versuchen, den Wurf vor-
    auszuahnen, sein Timing verlieren; er sollte überlegen,
    sollte zu denken beginnen, seine Vermutung, der Pitcher
    werde einen Curveball werfen, sei falsch.
    Das Bären-Ding schnüffelte vorsichtig ihr ganzes Gesicht
    ab. Insekten krochen in seine Nasenlöcher hinein und aus
    ihnen heraus. Stechfliegen flatterten zwischen den beiden
    einander fast berührenden Gesichtern - das eine pelzig, das
    andere glatt. Gnitzen prallten gegen die feuchte Oberfläche
    von Trishas offenen, nicht blinzelnden Augen. Die Andeu-
    tung eines Gesichts, das dieses Ding besaß, veränderte und
    verwandelte sich, veränderte und verwandelte sich stän-
    dig - es war das Gesicht von Lehrern und Freunden; es war
    das Gesicht von Eltern und Brüdern; es war das Gesicht des
    Mannes, der anhalten und einen zum Mitfahren einladen
    konnte, wenn man auf dem Nachhauseweg von der Schule
    war. Geh nicht mit Fremden mit, das hatten sie in der ersten
    Klasse gelernt: nicht mit Fremden. Es stank nach Tod und
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    Krankheit und allem Willkürlichen; das Summen seiner
    vergifteten Innereien war, das erkannte sie nun, das wahre
    unterschwellig Wahrnehmbare.
    Es richtete sich wieder auf seine Hinterbeine auf, schwankte
    leicht wie zu einer bestialischen Musik, die nur es allein
    hören konnte, und schlug dann nach ihr ... aber das war
    spielerisch, vorerst nur spielerisch, seine Tatze verfehlte ihr
    Gesicht um eine Handbreit. Das Vorbeizischen seiner Kral-
    len, an denen dunkles Erdreich haftete, wehte ihr die Haare
    von der Stirn. Die Haare fielen, leicht wie Pusteblumen-
    wölkchen, zurück, aber Trisha bewegte sich nicht. Sie blieb
    in Werferhaltung und blickte durch den Unterleib des Bären
    hindurch, über den sich ein fehlfarbener bläulich-weißer
    Fellstreifen in Form eines gezackten Blitzstrahls zog.
    Sieh mich an.
    Nein.
    Sieh mich an!
    Es war, als hielten unsichtbare Hände sie an beiden Seiten
    ihres Unterkiefers gepackt. Langsam, widerstrebend, aber
    außerstande, sich dagegen zu wehren, hob Trisha ihren
    Kopf. Sie sah auf. Sie sah in die leeren Augen des Bären-
    Dings und begriff, daß es sie auf jeden Fall töten wollte.
    Mut genügte nicht. Aber was soll's? Wenn ein bißchen Mut [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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