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Phoebes Miene hellte sich ein wenig auf. »Und weshalb
verstehe ich dann nur Bahnhof?«
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»Weil du versuchst, die Fakten an deine vorgefasste Meinung
anzupassen«, erklärte Cole.
Phoebe zog die Augenbrauen hoch, »Ach, tatsächlich?«
Cole zwinkerte ihr zu, dann wurde er wieder ernst. »Denk
doch mal kurz darüber nach. Du hast gefragt, was für ein
Dämon wohl die Passage von der Seite der Lebenden aus
zerstören würde. Da fällt mir kein einziger ein, und ich sollte es
ja eigentlich wissen. Wenn die Passage hier in San Francisco
nicht mehr funktioniert, kann niemand mehr in die Welt der
Lebenden oder heraus. Daran hat ein Dämon wohl kaum
Interesse.«
»Aber das bedeutet «, setzte Phoebe an.
»Das bedeutet, wer auch immer die Portale beschädigt, ist
gar kein Dämon. Er hält sich zurzeit in der Welt der Lebenden
auf, ist jedoch höchstwahrscheinlich kein Mensch«, führte Cole
aus.
»Ich würde sagen, das bedeutet noch etwas anderes«,
schaltete Paige sich ein. »Er will hier bleiben. Und zwar
ziemlich lange.«
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ICH KANN DAS NICHT, DACHTE C.K. Ich schaffe das nicht mehr.
Auf halbem Wege durch die Gasse, in die sie überstürzt
geflohen war, hatte sie alle Energie verloren. Sie spürte
förmlich, wie diese ihrem Körper entzogen wurde. Ihre Kraft
schwand wie Wasser, das von trockener Erde aufgesaugt wird.
Vor Erschöpfung knickten C.K. die Beine unter dem Körper
weg. Sie plumpste auf den Beton und spürte vor Müdigkeit
nicht einmal mehr, wie feucht und kalt es auf der Straße war.
Was mache ich hier? Wo bin ich überhaupt?, überlegte sie
fieberhaft.
Es gab so vieles, an das sie sich nicht mehr erinnerte.
Ihre Wohnung. Sie wusste noch, wie sie hinausgelaufen war,
doch nicht wann. Sie entsann sich nur, etwas getan zu haben,
das sie nicht hätte tun sollen. Etwas, das falsch war, das sie
aber so sehr gewollt und deshalb einfach trotzdem getan hatte.
Die nachfolgenden Ereignisse hafteten ihr nur
verschwommen im Gedächtnis. Vage erinnerte sie sich daran,
wie sie gelaufen und gelaufen war, und an die Schmerzen, die
so schlimm waren, dass sie fast das Bewusstsein verloren hätte,
sogar jetzt noch.
Ich werde wahnsinnig, schoss es ihr durch den Kopf. Das ist
die einzige vernünftige Erklärung.
Schluchzend schlug C.K. die Hände vor den Mund.
Ich will nicht verrückt werden!, dachte sie. Aber wenn es
schon sein muss, warum taucht mein Verstand dann nicht
einfach ganz ab? Warum entsinne ich mich jetzt wieder?
Warum kann ich nicht einfach ohne Erinnerung bleiben?
Es musste etwas mit der Frau zu tun haben. Mit der Frau in
dem SUV. Die ihr in die Augen gesehen hatte.
Seit C.K. aus ihrer Wohnung geflohen war, hatte das
niemand getan. Es war, als sei sie in ihrem verwirrten Zustand
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nicht auffälliger, sondern ganz im Gegenteil unsichtbar
geworden. Sie war jemand, den man besser nicht genauer
ansah. Die Passanten streiften sie nur mit einem Seitenblick
und sahen gleich wieder fort. Man wich ihr aus, machte einen
großen Bogen um sie.
Niemand hatte ihr in die Augen gesehen.
Der Blick der Frau in dem SUV jedoch hatte sie irgendwie
aufgerüttelt. Zum ersten Mal seit Tagen hatte sie das Gefühl
gehabt, wieder bei sich zu sein und Körper und Geist unter
Kontrolle zu haben. Das hatte sie erschreckt. Sie hatte das
einzig Richtige getan: Sie war weggelaufen, doch nur, um
wenig später in der kleinen Seitenstraße erschöpft
zusammenzubrechen.
Sie betrachtete ihre schmutzigen Hände. Ihre normalerweise
sorgfältig manikürten Fingernägel waren eingerissen und
abgekaut. Ihre Kleidung sah so widerlich aus, dass sie nicht
darüber nachdenken wollte, wo sie gewesen war und was sie
getan hatte.
Was habe ich denn getan?, fragte sie sich und ließ den
Tränen endlich freien Lauf.
Was war eigentlich los? Und was musste sie tun, damit das
alles ein Ende hatte?
Schluchzend wiegte C.K. sich hin und her. Mehr als alles
andere auf der Welt wünschte sie sich, in ihrem sauberen Bett
aufzuwachen und zu wissen, dass alles war wie immer. Dass
alles in Ordnung war.
Aufwachen, das ist es!, kam ihr in den Sinn. Wenn sie
endlich schlafen könnte, würde sie vielleicht aufwachen und
feststellen, dass alles nur ein böser Alptraum gewesen war.
Dazu musste sie allerdings ein sicheres Versteck finden, und
sie hatte keine Ahnung, wo sie war. Aber selbst wenn sie sich
in der Nähe ihrer Wohnung befand, genug Kraft für den Weg
dahin hätte sie wohl trotzdem nicht.
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Unvermittelt schlug eine Tür auf, und Stimmen hallten durch
die Gasse. Die Angst verlieh C.K. eine ungeahnte Kraft, und
rasch flüchtete sie sich hinter einen großen grünen
Müllcontainer. Als sie in Deckung ging, erhaschte sie einen
Blick auf etwas Dunkelblaues. Polizeiuniformen.
Zwei Polizisten kamen aus der Tür. »Wie siehst du die
Sache?«, fragte der eine.
»Tja, die Außenmauer ist ziemlich hinüber«, meinte der
zweite. »Aber der Rest des Gebäudes ist in Ordnung.«
»Ja, aber was ist deine Meinung dazu?«, hakte der erste nach.
Sein Kollege lachte. »Ich halte das für eine total
durchgeknallte Aktion. Wie diese Kreise in den Kornfeldern in
England, die sich später als Riesenscherz herausstellten. Das
wird auch in diesem Fall so sein. Irgendein abgefahrener
Halloween-Streich. Ich möchte nicht in der Haut des
Schuldigen stecken, wenn Anderson ihn in die Finger kriegt.«
»Die Eigentümerin des P3 findet das bestimmt nicht so
witzig«, bemerkte der erste Polizist.
Der andere schnaubte zustimmend. »Darauf kannst du Gift
nehmen!«
»Wir sagen Anderson besser schnell Bescheid, dass wir fertig
sind. Und dann könnte ich einen Donut vertragen«, erklärte der
erste.
»Hey, ich hab gehört, die Clubbesitzerin hat Gebäck
vorbeigebracht...«
»Vielleicht hat sie ne Schwäche für Anderson.«
»Ha ha, garantiert!«
Langsam entfernten sich die Polizisten.
Sobald sie nicht mehr zu sehen waren, rappelte C.K. sich auf
und ging einem inneren Impuls folgend, den sie gar nicht
näher benennen konnte auf die Tür zu, aus der die Polizisten
gekommen waren. Sie hatten vergessen abzuschließen.
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